03.10.2016

Exkursion der Q2 nach Thüringen

60 Schülerinnen und Schüler der Grundkurse Geschichte besuchten zu Beginn des Schuljahres die ehemalige innerdeutsche Grenze, Erfurt, Weimar, die KZ-Gedenkstätte Buchenwald und die Wartburg bei Eisenach.

Am Montag, dem 29. August begaben wir, 60 Schülerinnen und Schüler der Q2, uns in Begleitung von Frau Meier, Herrn Wagenführ und Herrn Elfering auf eine Exkursion in das wunderschöne Thüringen. Nachdem wir uns morgens alle auf dem Busbahnhof getroffen hatten, ging es auch schon los mit dem Bus Richtung Erfurt.

Bereits auf der Fahrt machten wir an dem Grenzmuseum „Schifflersgrund“ halt, welches uns aufgrund seiner Lage noch zu einer kleinen Wanderung einlud, die wir aber bereitwillig auf uns nahmen. Am Museum angekommen, wurden wir  in drei Gruppen eingeteilt und bekamen in spannenden Führungen viel deutsche Geschichte erklärt und gezeigt. In dem Museum sind noch viele Originalstücke wie Hubschrauber und Geländewagen ausgestellt, die wir uns anschauten und während eines kurzen Regenschauers als Unterschlupf nutzten. Besonders eindruckvoll war das Schicksal des Arbeiters Heinz-Josef Große, der 1982 versuchte mithilfe eines Radladers zu fliehen, dabei aber von DDR-Grenzsoldaten erschossen wurde und verblutete. Der echte Radlader ist heute noch in dem Museum zu sehen und an dem noch original erhaltenen Grenzzaun steht ein Kreuz für ihn. Nach den Museumsführungen wanderten wir wieder zum Bus zurück. Da unser kompetenter Wanderführer Hr. Elfering schnellen Schrittes voranging, waren auch einige ungeplante Umwege zu verkraften. Nun lagen nur noch etwa 2 Stunden Busfahrt vor uns.

Gegen Abend kamen wir dann schließlich an der Jugendherberge in Erfurt an und hatten den Rest des Tages zur freien Verfügung. Die meisten von uns nutzten die Zeit, um gemeinsam die Stadt zu erkunden, denn dort gab es viel zu entdecken wie das Luther-Denkmal oder die vielen aufgestellten Figuren von KiKa. So gab es auch genug Freiraum, um die vielen Informationen und Eindrücke verarbeiten zu können. Auch die gute Thüringer Küche war gefragt und wir besuchten Restaurants mit Spezialitäten wie Thüringer Klößen, alternativ dazu auch McDonalds.

Nachdem unsere Lehrer auch mal Ruhe gaben und uns endlich schlafen ließen, trafen wir uns erholt um 7:30 (!) beim Frühstück wieder. „Ach du meine Goethe! Jetzt wartete noch mehr Kultur auf uns“, dachte sich wohl mancher vor der Fahrt nach Weimar. Da wir die Stadt aber auf eigene Faust erkunden konnten, schaute sich jede Gruppe das an, was ihr gefiel. Eine Sache war allerdings doch Pflicht: für die Künstler unter uns hieß es nämlich Bilder voller „Spiegelungen, Bewegung und Menschenmengen“ zu knipsen, denn das war der größte Wunsch unserer Kunstlehrerin Frau Schmandt. Was uns in Weimar auffiel war dass, die künstlerische Vergangenheit auch heute noch im Bauhaus-Museum, den zahlreichen Goethe- und Schillermuseen und dem Deutschen Nationaltheater zu spüren ist.

Am frühen Nachmittag trafen wir uns dann am Bus, um uns auf den Weg in das Konzentrationslager Buchenwald zu machen.

Und so fuhren wir mit unserem vertrauenswürdigen Busfahrer Thomas (der nur ungefähr fünf Mal ohne die noch fehlenden Schüler losgefahren ist) und drei Geschichtslehrern, über die, wie Herr Elfering uns berichtete, sogenannte „Blutstraße“ den Ettersberg, auf dem sich einst das Konzentrationlager Buchenwald befand, hinauf. Spätestens nach dieser kleinen Info über den schrecklich klingenden Namen der Straße, war eine von Unbehagen und Bedrücktheit geprägte Ruhe im Bus zu spüren. Als es dann losgehen sollte, wurden wir erst einmal in einen kleinen Kinoraum gelotst, in dem wir einen ca. 15-minütigen Film ansahen, der uns Auskunft über die menschenunwürdigen Verhältnisse und das alltägliche „Leben“ in Buchenwald gab (der Ein oder Andere nutzte die Dunkelheit allerdings auch um den Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen) ;-). Weiter ging es mit einer Führung über das Gelände, die uns einen Eindruck von dem Leben, das die Menschen unter Hunger, Angst und brutaler Gewalt verbrachten geben sollte, wofür unsere Gruppe in drei kleinere Gruppen geteilt wurde und natürlich achteten wir als wahre Münsterländer darauf, dass wir uns in eine westfälische  Runde einteilten!

Mit dem Beginn der Führung wurde die Stimmung innerhalb der Gruppe immer bedrückender, denn nur darüber zu hören, was die SS und ihre Anhänger den Menschen Grausames angetan haben ist doch noch etwas anderes, als genau dort zu stehen, wo 20 Kinder von Bluthunden zerfleischt wurden, nur weil man in dem Arbeitslager keine Verwendung für sie gefunden hätte und sie somit reine Platz- und Geldverschwendung gewesen wären. Unsere Gruppenführerin zeigte uns Zellen, die sogenannten Bunker, in denen die unschuldigen Menschen für Regelbrüche oder aus reiner Willkür, gefoltert und gequält wurden. Auch der leere weitläufige Appellplatz, auf dem einmal die Baracken standen und auf dem sich die Insassen jeden Morgen und Abend einfanden, in denen die Opfer, nach einer für uns unvorstellbaren Ideologie leben mussten, wurde durch die vielen Fakten, geschilderten Geschehnissen und Abläufen, zu einem Ort, der einen nicht mehr loslassen wird. Auch die unvorstellbare Größe des Geländes ließ uns begreifen, wie viele Menschen hier unter diesem menschenverachtenden Regime leiden mussten. Nachdem wir uns unter anderem das Krematorium und dessen Keller angesehen hatten, wurde uns zum Ende unseres Besuches noch die Möglichkeit gegeben durch die Ausstellung der Gedenkstätte zu gehen und uns dort noch so einige Artefakte aus dem Konzentrationslager anzusehen. Über drei Etagen ging dieses Museum und dementsprechend gab es dort auch viel zu sehen, von der Häftlingskleidung bis zu Briefen und anderen Dokumenten.

Auch wenn die Besichtigung des Konzentrationslagers Buchenwald sehr lehrreich war und wir unseren Horizont dadurch erweitern konnten, so waren wir doch froh als wir wieder zurück zu unserer schicken Jugendherberge fahren konnten, um die schrecklichen Dinge, die man an diesem Nachmittag gesehen und gehört hat ein wenig in den Hintergrund zu rücken. Und wie sollte es anders sein, wenn man mit ungefähr 60 Oberstufenschülern des katholischen  Gymnasiums der Marianhiller Missionare aus Maria Veen in eine Studentenstadt mit einer großen Auswahl an Kneipen, Bars und anderen Etablissements fährt, fand man uns im nächtlichen Erfurt bis zur Nachtruhe im Dom, wo wir zu Gott beteten.

Am Mittwoch folgten wir den Spuren Luthers auf die Wartburg, auf die sich vor allem die evangelischen Schülerinnen und Schüler schon seit langem gefreut hatten. Ohne zu lügen kann man behaupten, dass die Wartburg für rechtgläubige Protestanten wie das Mekka für die Muslime ist. Nach einem kurzen Aufstieg zu Fuß (woran wir uns ja mittlerweile schon gewöhnt hatten) erreichten wir die Burg. Große Begeisterung machte sich beim Anblick dieses Bauwerks breit und wir konnten die Zeit bis zur Führung nutzen, um den schönen Burgplatz zu erkunden. Dabei hatten wir neben einem schönen Ausblick die Chance, uns im Burgcafé für nur drei Euro wie die damaligen Burgherren zu fühlen. Dafür, dass dieses Gefühl nicht so schnell vergehen sollte, sorgte im Anschluss die Führung, die uns fast alle Kammern der Burg zeigte. Angefangen mit dem Rittersaal, ging es weiter zum Esszimmer und zur Kapelle. Im großen Festsaal verabschiedete sich unser Führer schließlich, der uns bereits eineinhalb Stunden mit seiner zauberhaften Stimme beglückt hatte und uns alle vor Neid erblassen ließ, als er uns mitteilte, dass die Eisenacher Abiturienten in diesem wunderschönen Saal ihre Zeugnisse erhalten. Richtung Ausgang wartete noch die sagenumwobene Stube Luthers auf uns und nur schweren Herzens konnten wir der Versuchung widerstehen, unser gesamtes Geld im Souvenirshop für Martin-Luther-Fanartikel auszugeben und investierten es stattdessen in eine schmackhafte Thüringer Rostbratwurst. Den Abstieg zum Bus meisterten wir dieses Mal ohne Umwege.

Dann ging es mit Ausnahme einer kurzen Mittagsrast auf direktem Wege zurück nach Maria Veen.

Geschrieben von

Julian Dorsch und Lars Hülsken,

Leonora Hardeweg und Nina Folgmann


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