30.01.2012

Physikexkursion LK 13: Urenco Gronau

Die zweite Exkursion unseres Physik Leistungskurses führte uns am 16. Januar 2012 zum Standort Gronau der Firma Urenco, an dem Uran-Anreicherung für Kernkraftwerke betrieben wird.

Begleitpersonen waren wiederum Herr Hüging und Frau Terfloth. Startpunkt des Ausfluges war die Schule, von der wir uns pünktlich um 8.00 Uhr mit vier Autos auf den Weg machten. Angekommen, und damit schon ein Ziel des Tages erreicht, kehrten wir zur zunächst – zwecks der eigenen Belohnung – in ein namhaftes amerikanisches Gourmetrestaurant ein, dessen Namen ich aus Gründen der Schleichwerbungsvorbeugung an dieser Stelle nicht nennen möchte. Gestärkt konnte der Tag nun auch beginnen.

Bei Urenco selbst wurden wir sehr freundlich im Informationszentrum bei Kaffee, Tee, Keksen etc. empfangen. Anfangs bekamen wir einen sehr lehrreichen Film über Kernenergie zu sehen, in dem unanfechtbare Attribute, wie beispielsweise die Nachhaltigkeit und die Umweltverträglichkeit dieser mehrmals angepriesen wurden.

Danach erklärte uns ein sehr kompetenter pensionierter Ingenieur, warum das in der Natur vorkommende Uran nicht für das Betreiben von Kernkraftwerken nutzbar ist. Es besteht hauptsächlich aus zwei Isotopen: 238U zu 99,3% und 235U zu 0,7%. Da für die Auslösung der Kernspaltungskettenreaktion in Kraftwerken eine höhere Konzentration des instabileren 235U benötigt wird, muss Uran zunächst angereichert werden. Diese Dienstleistung erbringt Urenco mit Uran, welches der Kunde selbst anliefert. Die Anreicherung funktioniert bei Urenco mittels des Gaszentrifugenverfahrens, bei dem das in gasförmigem Uranhexafluorid (UF6) vorliegende Uran zunächst in eine Zentrifuge eingeführt wird. Diese ist 3,5 bis 7 Meter lang und „oberschenkeldick“ (nähere Angaben wurden uns aufgrund von Geheimhaltungsgründen nicht mitgeteilt). In der Zentrifuge wird das schwerere 238U durch die massenbedingt höhere Zentrifugalkraft nach außen geschleudert. Nahe der Rotationsachse findet man somit eine höhere Konzentration des 235U und am äußeren Rand eine niedrigere. Damit diese Technologie effizient ist, werden mehrere hundert dieser Anlagen zu Kaskaden zusammengefasst. So entstehen aus 100t natürlichem UF6 ca. 15t angereichertes und 85t abgereichertes UF6. Während das angereicherte UF6 pro Tank (2,277t) für 2,5-3,5 Mio. € (je nach Marktlage) an den Kunden geht bleibt das abgereicherte UF6 bei Urenco und soll durch die Umwandlung in Uranoxid endlagerfähig gemacht werden.

Der Referent gab außerdem nähere Informationen zu der Unternehmensgruppe Urenco. Gegründet wurde sie 1970 zu gleichen Teilen von Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. Heute ist sie eine der größten Anreicherungsbetriebe der Welt, mit dem Potential der größte zu werden. Die Geschäftsbereiche sind sowohl die Uran-Anreicherung, als auch die Herstellung und der Vertrieb der selbst entwickelten Zentrifugen.

Aufgeteilt in zwei Gruppen erhielten wir anschließend von zwei weiteren pensionierten Ingenieuren Führungen durch das Werk und somit auch durch radioaktive Kontrollbereiche, in denen wir fast alle der in Gronau laufenden Prozesse live miterleben durften, was meiner Meinung nach durchaus sehenswert war. Die Führer erzählten uns z.B., dass pro Tag etwa ein voller Tank mit UF6 verbraucht würde, was 12,5t entspricht. Leider durften wir Hallen, in denen die Zentrifugen stehen, nicht betreten, sondern nur (unter Kamerabeobachtung) hineinschauen. Dafür habe ich immer noch den sehr hellen, lauten, durchdringenden Ton der Röhren im Ohr, der aufgrund der hohen Rotationsgeschwindigkeiten (>1000U/s) erzeugt wird.

Nachdem wir alle nachgewiesenermaßen nicht kontaminiert waren, konnten wir noch eine leckere Kartoffelsuppe im Info-Center genießen, bevor es dann gegen 15.00 Uhr wieder auf den Heimweg ging.

Alles in allem hat sich diese Exkursion auf jeden Fall sehr gelohnt, nicht nur weil wir gastronomisch erstklassig versorgt wurden, sondern hauptsächlich da es zum einen immer interessant ist neue Umgebungen kennen zu lernen, wie in diesem Fall der der Umgang mit Radioaktivität ein Thema war. Zum anderen war es sehr spannend zu sehen wie hoch theoretische Teilchenphysik in wirklich komplexe und doch „anfassbare“ Technik transformiert werden kann.

...Und weil es so interessant war, habe ich mich auch sofort freiwillig und völlig unaufgefordert dazu bereiterklärt, im Sinne des gesamten Kurses diesen Bericht zu verfassen ;)

Falk Schick


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