12.02.2019

"System Change not Climate Change!"

Schüler*innen bei "Fridays For Future"-Protesten in Münster.

Angefangen hat alles mit der Schwedin Greta Thunberg, denn sie demonstriert jeden Freitag für den Klimaschutz. Daraus hat sich die "Fridays for Future"-Protestbewegung entwickelt. So sind auch wir als Schülerinnen und Schüler aus der Q1 und Q2 am ersten Freitag im Februar nach Münster gefahren, um uns dort bei einer Demonstration für den Klimaschutz einzusetzen. Am Prinzipalmarkt angekommen, begannen wir, für unsere Zukunft loszubrüllen, umgeben von einer Masse von 2000 anderen Schüler*innen. Wir liefen durch die Stadt, hin zum Schloss, und stets merkte man, dass es leiser wurde um einen selbst herum, sobald man aufhörte einen der Demosprüche zu rufen. Mir wurde bewusst, dass auch in einer Masse von über 2.000 Leuten meine Stimme wichtig ist.

Meine Stimme für den Klimaschutz. Meine Stimme für den Kohleausstieg in 2030 anstelle von 2038.

Auch in Deutschland verfolgen wir das Zwei-Grad-Ziel. Es beschreibt das Ziel der internationalen Klimapolitik, die globale Erwärmung auf weniger als 2°C bis zum Jahr 2100 gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen.

Nun müssen wir uns fragen, was passiert, wenn es immer wärmer wird?

  • Erwärmung um 2°C: Durch den Anstieg des Meeresspiegels verlieren 250 Millionen Bewohner ihr Zuhause an den Küsten; zunehmende Wetterextreme weltweit; beginnende Destabilisierung von Teilen der Westantarktis; Ausbleichen der Korallenriffe; Gletscher schmelzen weiter ab; die Arktis wird im Sommer eisfrei.
  • Erwärmung um 3°C: Überflutung von Gebieten in Küstennähe: die Niederlande, Bangladesch, New York, Mumbai, Shanghai oder Hamburg: eine Milliarde Menschen sind betroffen und viele von ihnen werden zu Klimaflüchtlingen; Abschwächung des Golfstroms, kommt dieser zum Erliegen, bewirkt das eine Eiszeit in Europa; bis zu 2 Mrd. Menschen sind von Wasserknappheit betroffen
  • Erwärmung um 4°C: Anstieg des Meeresspiegel bis zu 1 Meter: flache Inselstaaten verschwinden komplett; Zerstörung des Regenwalds im Amazonas durch Hitze und Dürre; Methanemissionen durch das Auftauen nördlicher Permafrostböden heizen die Erde weiter an; Aussterben eines Großteils von Tier- und Pflanzenarten; Teile der Erde – beispielsweise in Arabien – könnten unbewohnbar werden, weil Maximaltemperaturen dort höher werden, als es der menschliche Körper im Freien verkraftet; bis zu 3,2 Milliarden Menschen sind von steigender Wasserknappheit betroffen und bis zu 120 Millionen Menschen sind vom Hunger bedroht; der Eisschild der West- und letztlich auch der Ostantarktis beginnt zu verschwinden und dies führt langfristig zu einem Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 50 Meter. Während halb Asien überflutet ist, entstehen in Afrika immer größere Wüsten und Europa ist von einer Eisschicht bedeckt. Unser Leben heute auf der Erde ist dann nicht mehr möglich.

Für dieses Problem gibt es nur eine einzige Lösung und die heißt aktiv werden. Climate is changing: Why aren´t we? Wir müssen anfangen etwas zu verändern.

System change - not climate change.

Und das kann jeder. Indem ich mehr Fahrrad, Bus und Bahn fahre anstatt mit dem Auto, indem ich in Europa Urlaub mache und nicht um die ganze Welt fliege, indem ich versuche weniger Müll zu produzieren und mich an einem Zero Waste Lifestyle orientiere und deshalb die losen Äpfel im Supermarkt kaufe und nicht die in Plastik eingeschweißten, indem ich  - anstatt Google  - Ecosia benutze und bei jeder Suche im Internet einen Baum pflanze, indem ich mein Konsumverhalten überdenke und weniger fast fashion bei H&M kaufe, sondern in Second Hand Läden gehe, indem ich weniger Fleisch und andere tierische Produkte esse, weil für Tierfutter der Regenwald niedergebrannt wird und Kühe in großen Mengen das Treibhausgas Methan produzieren.

Diese Liste für ein nachhaltiges Leben lässt sich unendlich weiterführen und alles, was wir tun müssen, ist einfach nur anfangen.

Aber wie bringe ich jemanden dazu, damit anzufangen und unsere Welt und unsere Zukunft zu retten? Er muss es wollen von sich aus, aus seiner eigenen Überzeugung, eine Art intrinsische Motivation, und nicht, weil ich sage: Du musst aber.

Das ist der Punkt, an dem ich zurückkomme auf die Demo. Ich denke, dass eine Schülerdemo genau das kann: anderen Schülern zeigen Klimaschutz ist cool.
Somit bringt gerade diese Schülerdemo uns einen doppelten Vorteil, wir bekommen die Aufmerksamkeit unserer Mitschüler und die der Politiker. Wir zeigen den Klimapolitikern, dass es so nicht weitergehen kann. Soll das Zwei-Grad-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50% erreicht werden, dürfen im Zeitraum 2011 bis 2050 nach Daten des Weltklimarates maximal zwischen 870 und 1.240 Mrd. Tonnen CO² freigesetzt werden. Umgerechnet auf die Reserven bedeutet dies, dass global gesehen etwa ein Drittel der Ölreserven, die Hälfte der Erdgasreserven und mehr als 80% der Kohlereserven nicht verbrannt werden dürfen. Soll das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden, brauchen wir einen Kohleausstieg in 2030. Soll das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden, müssen wir auf die Entwicklung der erneuerbaren Energien setzen, vor allem auf das Wachstum von Onshore Windenergie und Photovoltaik.

Wir brauchen eine Klimapolitik, die unsere Zukunft schützt.

Wir brauchen Bürger, die ihre Zukunft schützen.

Wir brauchen einen Systemwandel nicht einen Klimawandel.

#systemchangenotclimatechange #fridaysforfuture

Hermine Lammering, Q2

 

Auch die Q1 (Stufe 11) war bei der Demonstration in Münster. Hier geht es zum Bericht der Q1.

 

Quellen / weiterführende Informationen:

  • https://fridaysforfuture.de/
  • http://www.ipcc14.de/glossar
  • http://www.ipcc14.de/kommentare/35-glossar/z/99-zwei-grad-ziel
  • https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/klima-und-luft/klimawandel/11420.html
  • https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article149380935/Was-passiert-bei-1-5-Grad-mehr-Was-
  • bei-2-3-und-4-Grad.html
  • https://www.nature.com/articles/nature14016
  • https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/kohle/kohle_bund_abschaltplan_kohle_atom.pdf


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