06.05.2019

Ein Besuch bei der "Marquise von O..."

Der Leistungskurs Deutsch der Q1 besuchte eine Aufführung im Wolfgang Borchert Theater in Münster.

„Das werdet ihr wohl nie erfahren, denn das ist meine Geschichte."

Auf der Grundlage der Erarbeitung der Novelle "Die Marquise von O..." haben wir (der Leistungskurs Deutsch der Q1 mit unserer Fachlehrerin Frau Hesselmann) uns am 05.04 die Theaterfassung im Wolfgang Borchert Theater in Münster angesehen. Nachdem wir uns im Unterricht mit dem Werk intensiv beschäftigt hatten, eröffnete diese uns einen völlig neuen Blick auf die Novelle.

Zu Beginn waren wir alle ein wenig skeptisch, denn die gesamte Handlung mit all ihren verschiedenen Charakteren sollte von lediglich einer Schauspielerin dargestellt werden. Bereits beim Betreten des Saales waren wir überrascht, denn auch das Bühnenbild war ganz anders, als wir es uns vorgestellt hatten. Von der Decke hingen breite Papierbahnen, die bis auf den Boden gingen. In der Mitte der Bühne standen fünf Stühle, die sich letztendlich als interessante Stellvertreter für die einzelnen Familienangehörigen herausstellten.

Im Laufe der Aufführung wurde uns allerdings bewusst, dass dies eine Veranschaulichung dessen war, was wir uns zuvor im Detail im Kopf ausgemalt und vorgestellt hatten, welches nun auf die einschneidenden und wichtigen Elemente reduziert dargestellt wurde. Auch die Inszenierung selbst eröffnete uns ganz neue Facetten der Geschichte, besonders im Blick auf einzelne Szenen. Auf der Bühne wurden so starke, besondere Momente geschaffen, die man selbst beim reinen Lesen der Geschichte niemals so hervorgehoben hätte und welche nun trotzdem im Nachhinein perfekt in das Bild passten, das wir mit unserer Analyse und Interpretation bekommen hatten.

Eine Szene, die uns besonders aufgefallen war, war jene, als die Marquise sich nach ihrem Befreiungsversuch wieder in die typische Rolle der Frau und Mutter zwängte. Sie saß auf einem Stuhl, schminkte sich übertrieben stark das Gesicht, und setzte sich so regelrecht eine Maske auf. Es ist schwer möglich, dieses Bild angemessen zu beschreiben, da es so viel mehr aussagte als alle Wörter, die ich zur Beschreibung jener Szene benutzen könnte. Es riss mich und uns mit. Man muss das erleben!

Im Gegensatz dazu gab es allerdings auch einzelne Elemente, die unseren Kurs nicht überzeugt hatten. Der Soundtrack war eines der Elemente, die uns eher verwirrten, als dass sie zum besseren Verständnis der Zusammenhänge beigetragen hätte. Nichtsdestotrotz hat uns die Darbietung zu unserem eigenen Überraschen mehr als überzeugt.

Zum Schluss möchte ich einmal die großartige Leistung der Schauspielerin Rosana Cleve hervorheben. Wie bereits erwähnt, waren wir alle zu Beginn ein wenig skeptisch, aber sie hat uns alle durch ihre Darbietung in einen Bann gezogen und fasziniert. Sie hat das Stück und auch die einzelnen Rollen, wie die des Vaters oder der Mutter, so ausdrucksstark gespielt, dass es teilweise nicht mehr so wirkte, als sei es nur ein Theaterstück.

Annika Stroick (Q1, LK Deutsch)

 


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