11.10.2019

Exkursion der Geschichtskurse nach Thüringen

Die Geschichtskurse der Q2 machten in Thüringen eine Reise durch die deutsche Vergangenheit.

Auch dieses Schuljahr sind wieder einige Schüler und Schülerinnen der Q2 nach Erfurt gefahren. Am Montag, den 2. September sollten sich 32 Schülerinnen und Schüler mit Herrn Elfering und Frau Reuver am Busbahnhof der Schule treffen, pünktlich zu Unterrichtsbeginn. Nach kurzer Zählung war klar - wir sind komplett. Nachdem sichergestellt worden war, dass nur SchülerInnen im Bus saßen, die sich auch tatsächlich angemeldet hatten, und keine blinden Passagiere an Bord des komfortablen Reisebusses waren, ging es los.

Eingangs verteilte Herr Elfering das Programm für unsere Exkursion, erster Punkt: der Besuch des Grenzmuseums Schifflersgrund an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Da wir überraschend wenig Stau hatten, kamen wir bereits lange vor Beginn der Führungen an, allerdings nicht ohne abenteuerliche Fahrt den Berg zum Museum hinauf, auf schmaler, praktisch einspuriger Straße mit Gegenverkehr.

Glücklicherweise konnten die Führungen eine halbe Stunde vorverlegt werden. Die dennoch vorhandene Wartezeit nutzte ein Großteil von uns, um die Toiletten zu besichtigen und sich anschließend auf die nächstbeste Bank zu setzen – nach stundenlanger Busfahrt war es durchaus nachvollziehbar, dass man in diesem Alter ein wenig Erholung benötigte. Um 12 Uhr wurden wir auf zwei Führer aufgeteilt, die uns detailliert über die Teilung Deutschlands und ihre Ursachen informierten sowie die Fluchtbewegung, die Grenzbewachung und die Überwachung durch die Stasi erklärten. Auch auf die Militärfahrzeuge aus der Zeit des Kalten Krieges, die im Museum unter freiem Himmel ausgestellt waren, wurde Bezug genommen. Obwohl die Erläuterungen stellenweise etwas langatmig waren und viel wiederholt wurde, war die Führung insgesamt sehr interessant und wurde durch die Exponate gut unterstützt.

Die letzte Etappe zur Jugendherberge begann, wie die vorherige geendet hatte – mit einer Fahrt auf einspuriger Straße und jeder Menge Gegenverkehr. Glücklicherweise unfallfrei trafen wir bei der Herberge ein, wo wir bereits von Herrn Wagenführ, der mit dem Zug angereist war, erwartet wurden. Die Belegung der Zimmer war bereits auf der Busfahrt erfolgt, dementsprechend schnell war entschieden, welche Gruppe welchen Raum belegen wird. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, trafen wir uns auf dem Innenhof der Herberge und sprachen kurz über Verhaltensregeln, bevor wir für diesen Tag entlassen wurden.

Wir machten uns in mehr oder weniger kleinen Gruppen auf den Weg in die Innenstadt Erfurts, zu Fuß oder mit der Bahn. Nach einem längeren Aufenthalt dort, inklusive Abendessen, der Begegnung mit einigen Figuren des Kika und der Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten, wie der Krämerbrücke oder des Doms, ging es zurück zur Herberge.

Am Dienstag war frühes Aufstehen angesagt, Frühstück gab es für uns zwischen 7:30 Uhr und 8:00 Uhr. Das Buffet bot zwar keine große Auswahl, war aber ausreichend und schmeckte gut. Bald darauf fuhren wir mit dem Bus nach Weimar, wo wir den Vormittag verbringen würden. Als Gruppe warfen wir zunächst einen Blick auf das Haus, in dem Friedrich Schiller gewohnt hatte, und machten ein Gruppenfoto vor der Statue Goethes und Schillers, die vor dem Deutschen Nationaltheater steht. Unsere Wege trennten sich am Goethe-Haus. Ein großer Teil der Gruppe entschied sich dafür, selbiges zu besichtigen, während andere beispielsweise den Besuch eines nahegelegenen Parks bevorzugten.

Gegen Mittag fuhren wir weiter zum Konzentrationslager Buchenwald, dem Hauptziel unserer Exkursion. Nach einer kurzen Pause betraten wir ein ehemaliges SS-Gebäude. Dort fand eine Filmvorführung statt. Geschichte und Funktion des Konzentrationslagers wurden grob umrissen, eindrucksvoll unterstützt durch altes Bildmaterial, wie es auch häufig in Fernsehdokumentationen verwendet wird. Die bedrückenden Bilder dämpften die Stimmung in der Gruppe spürbar.

Viel Zeit hatten wir allerdings nicht, um uns über Gesehenes auszutauschen, da direkt im Anschluss die Führung durch das Konzentrationslager stattfand. Erneut teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Zunächst informierte uns unser Führer allgemein über das Arbeitslager Buchenwald und gab uns mit Hilfe einer Karte einen ersten Überblick über das Gelände und weitere Stationen unserer Tour. Bevor wir uns weiter auf dem Gelände umschauten, sahen wir uns im Torgebäude des Konzentrationslagers ein Modell an, das darstellt, wie das Lager strukturiert war, als es genutzt wurde. Von den meisten Gebäuden ist heute kaum noch etwas zu erkennen, da nach Beendigung der Nutzung Raubbau betrieben wurde.

Unser Führer erläuterte uns die Aufteilung des Lagers, in den SS-Ausbildungsstandort, das kleine und das große Arbeitslager. Auch die Nachnutzung des Geländes durch Russland als Gefangenenlager war Teil der Erklärungen. Im Inneren des Konzentrationslagers befand sich unser erster Halt nach dem Torhaus gegenüber des ehemaligen „SS-Zoos", von dem nur noch einige Mauern der Gehege stehen. Hier wurde der starke Kontrast zwischen dem Leben im Lager und dem außerhalb besonders deutlich.

Anschließend ging es weiter zu den wohl belastendsten Orten des Konzentrationslagers, der Pathologie, dem Krematorium, dem Nachbau einer Genickschussanlage und gesonderten Zellen im Torhaus, wo Häftlinge unter besonders grausamen Bedingungen gefangen gehalten worden waren. Insgesamt war die Führung äußerst eindrucks- und taktvoll und vermittelte ein detailliertes und größtenteils neutrales Bild der Grauen im Konzentrationslager Buchenwald.

Im Anschluss blieb uns eine Stunde Zeit, damit wir uns die drei Museen, von denen eines Kunst von Häftlingen, ein anderes die Nutzung durch die Sowjetunion und das dritte die Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus zeigt, ansehen konnten. Nach einem kurzen Austausch unserer Eindrücke fuhren wir weiter zum Mahnmal. Dieses besteht aus einem Glockenturm, einer zur DDR-Zeit errichteten Statue und der Straße der Nationen, die drei Ringgräber mit etwa 3.000 Toten verbindet.

Auf der Rückfahrt nach Erfurt wurde deutlich, dass der Besuch des Konzentrationslagers nicht spurlos an uns vorüber gegangen war, denn jeder schien mit seinen Gedanken beschäftigt zu sein. Den Abend ließen wir schließlich wieder in der Innenstadt Erfurts ausklingen.

Am Mittwoch stand dann die Rückreise an. Bereits nach kurzer Fahrt waren wir in Eisenach, wo wir einen kleinen, unfreiwilligen Umweg fuhren, bevor wir unser Etappenziel, die Wartburg, erreichten. Um zur eigentlichen Burganlage zu gelangen, mussten wir einige Treppen erklimmen. Oben angekommen hatten wir Zeit, den beeindruckenden Ausblick zu genießen und uns die Außenanlagen anzusehen, bevor wir – wie sollte es auch anders sein – durch das Burginnere geführt wurden. Auf der einen Seite thematisierte die Führung die Bauweise und Gestaltung der Räumlichkeiten und deren Zweck, auf der anderen Seite die Geschichte der Burg. Dabei lagen die Schwerpunkte auf dem sagenhaften Sängerkrieg, der Heiligen Elisabeth von Thüringen, die sich unermüdlich für Arme und Kranke eingesetzt hat, Martin Luther, der einige Zeit als „Junker Jörg" eine Stube der Burg bewohnt und dort das Neue Testament übersetzt hatte, und dem Wartburgfest, das zur deutschen Einheit beigetragen hat. Besonders die Berichte über Elisabeth von Thüringen wurden durch Mosaike und Wandmalereien anschaulich unterstützt.

Im Anschluss an die Führung wurden wir in das Museum entlassen, in dem unter anderem zahlreiche Kunstgegenstände zu sehen sind und zu dem die Kammer Luthers zählt. Dort informierte uns Herr Wagenführ, der evangelische Religion unterrichtet, noch genauer über das Leben Luthers. Anschließend machten wir uns an den Abstieg, der deutlich angenehmer als der Aufstieg war.

Auf der Rückfahrt setzten wir Herrn Wagenführ an einem Bahnhof ab. Gegen sechs Uhr abends erreichte unser Bus Maria Veen, wo wir bereits von unseren Eltern erwartet wurden.

Die Fahrt nach Erfurt wurde unter uns SchülerInnen fast durchweg positiv bewertet und ist auch für nachfolgende Jahrgänge sehr zu empfehlen.

Leann Bußmann (Q2)


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