Graffiti in Maria Veen macht auf Inklusion aufmerksam
Artikel in der Borkener Zeitung über die Aktion mit Beteiligung des GMV.Initiatoren und Teilnehmer des Kunstprojeks vor der Graffiti-Wand: Charlotte Boonk (von links), Vanessa Link, Mia Bokeloh, Norah Michels, Alwin Lenting, Afdullah Alferdi, Theo Koch, Julian Schadi, Sarah Wörmann und Benjamin Siems.
REKEN. Im tristen Grau dieser Tage leuchtet die Wand an dem alten Schuppen direkt neben dem Integrationssportpark in Maria Veen geradezu in bunten Farben. Inklusion steht in großen Lettern auf der Ziegelwand, Menschen in türkis und orange stehen einträchtig beisammen. Das Graffiti ist aus einem Kunstprojekt entstanden, das drei angehende Heilerziehungspfleger vom Berufskolleg Lise Meitner in Ahaus organisiert haben. Die Künstler waren je drei Schüler vom Gymnasium der Marianhiller Missionare und des Don-Bosco-Hauses am Benediktushof. Tatkräftige Unterstützung hatten sie von dem Graffiti-Künstler Benjamin Siems, der unter dem Künstlernamen "2lefthands" auch schon andere Projekte umgesetzt hat.
"Kunst ohne Grenzen" nennt sich die Projektgruppe der Oberstufe der Fachschule für Heilerziehungspflege am Berufskolleg in Ahaus. Sie will "Inklusion sichtbar machen und Menschen mit und ohne Behinderung durch künstlerische Zusammenarbeit verbinden", erklärt Vanessa Link. Zusammen mit Charlotte Boonk und Alwin Lenting, ebenfalls im zweiten Jahr der Ausbildung, hat sie das Projekt eines Graffitis umgesetzt. Dabei half der Kontakt zu Benjamin Siems. Denn der Coesfelder Graffiti-Künstler hat vor einigen Jahren auch die Außenfassade am Don-Bosco-Haus im Rahmen eines Projektes gestaltet. So lernte ihn Vanessa Link kennen.
"Man hat ja nicht oft die Chance, legal eine Wand anzumalen." Schülerin Mia Bokeloh
Viel schwieriger war es allerdings, eine Wand zu finden, die für das Projekt auch genutzt werden durfte. "Ich wusste gar nicht, dass es so schwer ist, eine Wand für ein Graffiti zu bekommen", zollte Projektlehrerin Birgit Brackhan den drei angehenden Pflegern Respekt für ihre Hartnäckigkeit. Sie mussten einige Absagen hinnehmen, erzählt Boonk, wurden dann aber am Mariannhiller Gymnasium "fündig". Pater Hubert von den Mariannhiller Missionaren musste selbst erst einmal überlegen. "Die Wand konnte ich mir ganz gut vorstellen", erinnert er sich. Und das Ergebnis überzeugt ihn. Das habe schon "eine andere Qualität", als man sich sonst unter einem Graffiti vorstellt.
Auch bei der Einweihung gab es viel Lob für den Standort direkt neben dem Integrationssportpark. Das Graffiti ist gut von der Straße aus einzusehen, sogar von der Bahn könne man es sehen, sagt Link.
Mia Bokeloh (vorne) und Norah Michels
Nach einem ersten Vorgespräch mit den sechs Teilnehmern Ende November lief die Umsetzung dann an einem Wochenende, erzählt Boonk. Dabei sollte es ausgerechnet am ersten Tag, am Nikolaustag, permanent regnen. Abhilfe wurde mit einem Baugerüst unter Zeltplanen geschaffen. "Ein Wunder, wir können was tun", war auch der Künstler begeistert, der schon befürchtete, er müsse mit den sechs Mitstreitern Trockenübungen machen. Tatsächlich konnte das ganze Wochenende durchgearbeitet werden.
"Ein jeder Mensch hat ein Gefühl für Proportionen", weiß Siems von den Projekten, die er schon durchgeführt hat. Auch Laien entwickeln schnell ein Gespür für die Arbeit mit der Spraydose. Mia Bokeloh, Norah Michels und Theo Koch aus der elften Klasse des Gymnasiums sind über ihren Kunstkurs auf das Graffiti-Projekt aufmerksam geworden - und haben die Gunst der Stunde genutzt. "Man hat ja nicht oft die Chance, legal eine Wand anzumalen", sagt Bokeloh. Und es ist eine Kunstform die lange erhalten bleibe. Bis zu 15 Jahre soll das Werk in diesen Farben strahlen.
Vor allem loben die drei Schüler auch das Teamplay. Jeder hat alles gemacht und das habe sich dann zusammengefügt, erzählen sie. Mia Bokeloh habe sich zum Beispiel um die Gesichtszüge gekümmert. Norah Michels hebt aber auch hervor, dass es ein "ganz anderes Malgefühl" sei. Man könne sogar mit links sprayen, ergänzt Theo Koch.
Begeistert äußert sich auch Sarah Wörmann. Sie ist mit Afdullah Alferdi und Julian Schadi vom Don-Bosco-Haus zu der Gruppe gestoßen. Auf jeden Fall wolle sie noch einmal an einem solchen Graffiti-Projekt teilnehmen. Sie musste sich zwar erst etwas umdenken, aber das Wochenende habe viel Spaß gemacht.
Einige Sponsoren
Geschaffen wurde mit dem Graffiti nicht nur ein wahrer Hingucker für die Öffentlichkeit. Für die drei Initiatoren vom Berufskolleg geht es auch um Noten. Das Projekt wird bewertet, sagt Vanessa Link. Diese Bewertung sollte wohl sehr positiv ausfallen, denn sie mussten nicht nur das Graffiti-Wochenende organisieren, sondern auch finanzieren. Neben den Fördervereinen vom Berufskolleg und vom Benediktushof haben auch die Volksbank in der Hohen Mark und die Sparkasse Westmünsterland einen Teil beigetragen.
Mit Spaß bei der Sache: Mia Bokeloh und Theo Koch
Text: Stefan Pingel, Borkener Zeitung (Quelle)
Fotos: Stefan Pingel / Christiane Schmandt