Das Kloster Maria-Veen

Wo heute das Kloster liegt, gab es vor etwas mehr als einem Jahrhundert nur ein paar einsame Bauernhöfe, die am Rande eines Moores lagen und zur "Middelbauerschaft" Groß-Rekens gerechnet wurden. Als um 1880 das karge Moorland infolge der zunehmenden Nutzung des Kunstdüngers auch für auswärtiges Kapital interessant wurde, wollte der um das Wohl seiner Gemeinde besorgte Pfarrer Harrier von Groß-Reken (siehe auch http://www.reken.de) seine Gemeinde vor geldgierigen Spekulanten bewahren. So kam er auf die Idee, die im Münsterland schon aus Napoleons Zeiten bekannten Trappisten einzuladen, hier im Veen ein Kloster zu gründen und sich gleichzeitig - ähnlich wie in der protestantischen Modellanstalt Bethel bei Bielefeld - der Obdachlosen ("Tippelbrüder") anzunehmen. Max von Landsberg-Velen bat, auf Anregung des Pfarrers Harrier den Bischof von Münster um Vermittlung.
Die Trappisten zögern zunächst, verlangen u.a. eine Haltestation der damals noch recht neuen Bahnlinie Oberhausen - Rheine. Nach schwierigen Verhandlungen kommt im März 1888 ein Vertrag zwischen einem inzwischen gegründeten "Kolonieverein" und den Trappisten zustande:
Der Orden übernimmt unentgeltlich die Leitung der Kolonie, der Verein kommt für die Bedürfnisse der Klostergemeinde auf, übergibt "später" ein zu errichtendes Klostergebäude und 300 Morgen Land lastenfrei dem Orden.
Wegen der noch geltenden Kulturkampfgesetze darf die Vereinbarung nicht notariell erfolgen, denn ein Kloster kann nicht juristische Person sein und kann somit kein Land besitzen.
Am 19. Juni 1888 treffen dann die ersten 5 Ordensleute ein: Pater Anselm Ellering (nach ihm ist die Ellering Grundschule in Maria-Veen benannt) und vier weitere Brüder. Die erste Zeit hausen sie in Niehueseners Kotten, den sie humorvoll ihr Kloster nennen, obwohl eigentlich alles klösterliche fehlt. Trappisten wählen für ihre Klöster gern den Namen "Maria", verbunden mit einer Kennzeichnung der örtlichen Lage ("Maria-Wald", "Mariannhill",). Die Flur, an deren Rand das Kloster entstehen sollte, heißt im Urkataster "Dowen Veen". So kombinierte man "Maria" und "Veen" zusammen nannte zunächst das Kloster, später die Bahnstation und schließlich den ganzen Ortsteil "Maria Veen". Es ist eines der wenigen Beispiele der Neuzeit, dass ein deutscher Ort nach einem Kloster benannt ist.
Zwischen 1888 und 1912 entstehen in dem ehemals fast unpassierbaren Moorgelände östlich der Bahnlinie zwei große Gebäudekomplexe: ein im traditionellen Zisterzienserstil angelegtes Kloster-Viereck mit einer für die wenigen Mönche eigentlich viel zu großen Kirche (1903, siehe Bild oben) und eine ausgedehnte Anlage für Landwirtschaft und Wohnstätten der Arbeiterkolonie. 1902 und 1913 bauen die unermüdlichen Mönche auch die beiden ersten Gebäude für das heutige Rehabilitationszentrum Maria-Veen (Den Bernhardushof und Benediktushof).
Still und fleißig, aber nicht unbedingt erfahren in Rechtsbestimmungen dieser Welt haben die Trappisten gewirkt. Aber nach dem zweiten Weltkrieg besitzen sie noch immer keinen Quadratmeter eigenen Grund und sind als Klostergemeinde auch zu klein, um endlich Abtei werden zu können. So entscheidet der Abt von Oelenberg, das Prioriat Maria Veen aufzuheben und die Mönche zurückzurufen.
Jetzt betreten die Marianhiller die "Bühne" Maria Veen. Die selbst aus dem Trappistenorden (siehe auch Der Orden) hervorgegangenen Mariannhiller Missionare übernehmen 1952 das Kloster, um hier eine eigene Schule zu gründen.
Nach einigen Jahren der Vorbereitung beginnt am 22. April 1958 das Gymnasium mit 15 Schülern den Unterricht, acht davon sind im Internat der Schule. Internat und Schule wachsen rasch. Die Ordensleitung genehmigt, um Personal zu sparen, zunächst nur 4 Klassen, erhöht diese Zahl aber bald auf 6 und später auf neun. Weil ordenseigene Lehrkräfte bald nicht mehr ausreichend "nachgeliefert" werden können, werden "Laien" für diese Aufgabe gewonnen ( Diese "Laien" sind jetzt nicht mehr da !!). Ab dem Schuljahr 1970/1971 werden auch Mädchen aufgenommen. Heute sind die Mädchen sogar in der Überzahl. Von 1958 bis 1994 wird alle paar Jahre erweitert. Immer wieder reichte der Platz nicht aus, dem endgültig "letzten" Bau folgt der "allerletzte: drei neue Schulgebäude, Internat, Aula und zwei Turnhallen. Heute hat die Schule über 900 Schüler. Seit dem ersten Abitur 1972 haben über 1300 junge Leute am Gymnasium Maria Veen ihr Reifezeugnis (?) erhalten. Jedes Jahr kommen Hunderte von ihnen zum Schulfest und zeigen damit, wie gern sie sich an ihre Schule erinnern. Seit 1985 gibt es den Förderverein für das Gymnasium ( siehe Förderverein).
Kaum eine andere Gemeinde dieser Größe hat ein besseres Schulangebot als Reken.

Schule von oben

Aus dem ehemaligen Internat ist inzwischen ein Jugendbildungshaus geworden. Tage religiöser Orientierung, Bildungs- und Besinnungswochenenden verschiedener Art werden zum Teil von eigenen Referenten, zum Teil von Mariannhiller Patres betreut.

Die ehemalige Trappistenkirche ging 1952 in den Besitz des Bistums Münster über. Heute ist sie für die über 2500 Gläubigen von Maria Veen und Hülsten zur Pfarrkirche St. Marien geworden. Ihr Innerstes wurde in den 90er Jahren renoviert. Ein Mariannhiller Pater arbeitet als Pastor.

Im Kloster leben zur Zeit 6 Mariannhiller. Auf dieser Website findet ihr weitere interessante Informationen zum Orden der Mariannhiller. Das Mutterhaus der Mariannhiller liegt bei der Hafenstadt Durban im südafrikanischen Natal. Franz Pfanner gründete es 1882 - zunächst als Trappistenkloster. Zehn Jahre später ist es mit über 300 Menschen die größte Trappistenabtei der Welt. Aber die strengen Regeln der Schweigemönche und die Missionsarbeit der Mariannhiller passen auf Dauer nicht zusammen. 1909 werden sie eine selbstständige Kongregation und nehmen eine Regel an, die ganz auf die Missionsarbeit in der heutigen Welt zugeschnitten ist.

Die 350 Mariannhiller arbeiten zur Zeit in Europa (Deutschland, Österreich, Niederlande, Schweiz, Spanien, Italien), Afrika (Südafrika, Zimbabwe, Sambia, Mozambique), Amerika (Kanada, USA, Panama) und Papua-Neuguinea. Sehr guten Ordensnachwuchs haben sie heute vor allem in den Ländern der Dritten Welt.

Seit 1998 gibt einen "Freundeskreis der Mariannhiller". Die über 50 Mitglieder pflegen den Kontakt zu den Missionaren und untereinander und unterstützen in ihrer Weise deren Arbeit.