23.02.2019

Gemeinsam für die gleichen Werte demonstrieren

Auch die Stufe 11 (Q1) war Anfang Februar bei der "Fridays for Future"-Demonstration für Klimaschutz in Münster. Hier ein Nachbericht.

Die Bewegung #fridaysforfuture wurde von Greta Thunberg, einer schwedischen Schülerin, die seit Mitte 2018 jeden Freitag vor dem schwedischen Reichstag in Stockholm für das Einhalten des Übereinkommens von Paris streikte, inspiriert und ihr Streik entwickelte sich zu einer globalen Schüler- und Studenteninitiative, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Ziel von Greta Thunberg und #fridaysforfuture ist, auf die klimapolitischen Missstände aufmerksam zu machen, aber vor allem: etwas zu ändern. Gefordert wird, dass die Treibhausgasemissionen massiv eingeschränkt werden und dass jetzt gehandelt werden muss, denn ansonsten sei es zu spät. Thunberg selbst forderte zunächst nur ihr Heimatland Schweden zum Handeln auf, doch bald fand sie Anhänger auf der ganzen Welt, die ihre Werte unterstützten.

In Deutschland gingen am 18.Dezember 2018 erstmals Schüler und Studenten in Berlin, Hamburg, Göttingen, Kiel und Köln auf die Straße. Von diesem Zeitpunkt an organisierten die Schüler und Studenten selbstständig regelmäßig freitags Demonstrationen unter dem Motto „Fridays for Future" in ganz Deutschland.

So auch in Münster am 01.02.2019, wo wir uns als Schülerinnen und Schüler der Q1/Q2 des Gymnasiums in Maria Veen an diesem Klimastreik aktiv beteiligen durften. Einige Schülerinnen der Q2 hatten auf #fridaysforfuture aufmerksam gemacht und für uns stand nach einiger Recherche sehr schnell fest, dass wir genau das unterstützen wollten. Die ganze Stufe wurde gefragt, ob wir nicht zu diesem Streik hinfahren sollten, um uns für unsere Zukunft einzusetzen und immer mehr waren begeistert von dieser Idee. Über 30 Schüler und Schülerinnen unserer Stufe wollten an dieser Bewegung unbedingt teilnehmen, weshalb wir uns entschlossen, direkt auf unsere Schulleiterin Frau Kliem zuzugehen, damit wir mit offenen Karten spielen konnten. Es lag nicht in unserem Interesse den Unterricht einfach zu schwänzen, weshalb Frau Kliem uns, weil wir uns wirklich für diese Aktion engagieren wollten, für diesen Tag vom Unterricht freistellte. Sie unterstützte uns von Anfang an mit demselben Herzblut, das wir ebenso an die Sache heranbrachten.

Da uns nun nichts mehr im Wege stand, organisierten wir uns unsere Anreise von Maria Veen nach Münster per Zug, Sprinter oder Auto, gestalteten zahlreiche Schilder und sahen uns bereits die Parolen an, die bei der Demonstration zum Einsatz kommen würden. Ich fuhr mit einem Großteil der Gruppe der Q1 mit dem Zug nach Münster und hier herrschte bereits Aufregung, da wir alle voller Tatendrang steckten. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir allerdings nicht ahnen, wie sehr uns die Atmosphäre bei der Demonstration selbst noch packen würde

Da wir sicherheitshalber eine Stunde zu früh nach Münster gefahren waren, trafen wir uns nun zunächst mit unserer Gruppe und begaben uns dann alle gemeinsam zum Startpunkt der Demonstration, dem historischen Rathaus. Dort angekommen, waren die Ausmaße der Menschenmenge zunächst noch nicht ersichtlich, doch als es auf 10 Uhr zuging, füllte sich die Straße rasch, und bereits jetzt hielten wir den Verkehr auf, da so viele SchülerInnen und StudentInnen bei der Demonstration mitmachten.

Es begann mit Vorträgen von einzelnen SchülerInnen/StudentInnen, die sich mit mehreren Themen befassten:
Zum einen wurden Angaben zu Greta Thunbergs Person und ihrer Geschichte bezüglich des Klimastreiks gemacht. Dinge, wie, was sie zum Streiken bewegte oder auch ihre Grundgedanken zum Thema Umwelt wurden erklärt. Auch der Zusammenhang mit unserer Demonstration wurde näher erläutert. Die Menge reagierte mit Jubelrufen und es war ein ergreifendes Gefühl, Teil des Ganzen zu sein. Des Weiteren wurde unsere nationale und internationale Klimapolitik offen kritisiert. Unsere Politiker wurden immer wieder direkt adressiert und zum Handeln aufgefordert, da schon zu viel Zeit vergeudet worden sei.

Besonders im Fokus stand nun der Ausstieg aus der Kohleindustrie, der voraussichtlich bis spätestens 2038 realisiert worden sein soll. Den Anhängern von #fridaysforfuture ist das deutlich zu spät, denn bis dahin seien die Treibhausgasemissionen viel zu hoch und die Kohle sei ein großer Faktor dessen.

In dieser Menschenmasse von Gleichgesinnten zu stehen war ein atemberaubendes Gefühl. Diese Demonstration war für jeden einzelnen von uns die erste und wir hätten alle nicht damit gerechnet, wie groß das Gemeinschaftsgefühl letztendlich wirklich ist. Gemeinsam für die gleichen Werte zu stehen und etwas zu bewegen schweißte uns alle noch enger zusammen. Wir liefen durch die Straßen Münsters und riefen lauthals Parolen wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!" oder „Klima retten - Kohle stoppen" und noch viele weitere. Irgendjemand stimmte eine Parole an und sofort stiegen alle Mitdemonstranten, die diese gehört hatten, mit ein und es lief ganz von allein immer weiter. Man fühlte sich der Gruppe zugehörig.

Viele Schaulustige beobachteten das Geschehen von den Straßenseiten und angrenzenden Gebäuden und nicht selten nickten diese Leute uns zu oder sagten uns sogar direkt, dass wir das Richtige tun würden. Noch während der Demonstration erhielten wir so viel Resonanz, was uns wirklich überraschte. Wobei diese Resonanz auch nicht ausschließlich positiv war. Viele sagten, dass es uns SchülerInnen und StudentInnen ausschließlich ums Schule schwänzen gehe, aber diesen Vorwurf weisen wir entschieden zurück. Da Greta selbst während der Schulzeit gestreikt hat und es immer noch tut, hat es sich so verbreitet und sie sagt, dass zur Schule gehen unnütz sei, wenn die sichere Zukunft sowieso durch Umweltzerstörung gefährdet werde. Wäre diese Demonstration außerdem außerhalb der Schulzeit gewesen, so hätte sie vermutlich. nicht so viel Aufmerksamkeit erregt, gerade auch eben aufgrund des Themas „Schule schwänzen", was natürlich durch die Kontroversität viel Aufmerksamkeit erzeugt.

Als wir vor den Gebäuden der Universität Münster ankamen, versammelte sich der lange Zug erneut um den Wagen mit Lautsprechern herum und alle hörten gespannt zu, was noch alles gesagt wurde. Zu diesem Zeitpunkt ist auch unser Gruppenfoto entstanden.

Die Demonstration war ein spannendes Erlebnis. Wir saßen gegen 14 Uhr nach Ende der Veranstaltung glücklich und erschöpft im Zug und unterhielten uns über alles, was wir soeben erlebt hatten. Ich habe auf dem Rückweg mit einigen MitschülerInnen noch über ihre ersten Eindrücke und ihre Wahrnehmung der gesamten Situation gesprochen und alle haben mir Ähnliches erzählt. Sie sagten, dass sie niemals damit gerechnet hätten, dass sie das alles so sehr packt, wie es es eben getan hat, oder, dass das alles so einen bleibenden Eindruck hinterlassen habe. Auch dass man nun viel mehr auf Kleinigkeiten, die mit der Umwelt zusammenhängen, achtet und sie generell viel bewusster wahrnimmt. Wir konnten aus dieser Aktion so viel mitnehmen und es hat uns dazu angespornt weiterzumachen. Weiterhin auf unsere Umwelt zu achten war für uns alle von vorneherein klar, allerdings hatte man nun eine ganz andere Wahrnehmung auf all die Dinge, die einem vorher gar nicht so aufgefallen waren.

Mich fasziniert es, was so eine Erfahrung mit einem machen kann, und wir waren alle sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten, so etwas zu erleben und uns engagieren zu dürfen.

Annika Stroick, Q1

 

Auch die Q2 (Stufe 12) war bei der Demonstration in Münster. Hier geht es zum Bericht der Q2.


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